Auf Kurs bleiben: Langzeiteffekte eines Resilienztrainings im Blended-Learning Format in Studierenden

Mehr als 600 Millionen Menschen leiden weltweit an stressbedingten psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Ängsten. Gleichzeitig steigt die Anzahl der Leidtragenden stetig. Diese alarmierenden Forschungsergebnisse verdeutlichen die Relevanz geeigneter Präventionsprogramme, um sowohl das psychische Wohlbefinden der Betroffenen zu steigern als auch die Resilienz zu fördern. Aus psychologischer Perspektive beschreibt Resilienz die Aufrechterhaltung sowie die rasche Wiederherstellung der psychischen Gesundheit während oder nach stressiger Lebensereignisse. Die zentrale Fragestellung unserer aktuellen Studie ist die Frage nach der Wirksamkeit eines präventiven Trainings zur Stärkung der Stressresilienz im Präsenz- und Online-Format (blended prevention training), welches auf grundlegenden Resilienzfaktoren und -mechanismen (Optimismus, soziale Unterstützung, Selbstfürsorge/ Selbstmitgefühl) begründet ist. Außerdem widmet sich unsere Studie der Frage nach dem Einfluss individueller Ressourcen und Defizite (kognitiv und emotional) auf die Wirksamkeit des Trainings und beleuchtet den Einfluss bestehender Einstellungen zu Gesundheitsverhalten und psychologischen Interventionen sowie bisherigen Erfahrungen mit präventiven Trainings auf die Wirksamkeit der Prävention systematisch. Diese Forschungsziele werden in einer Stichprobe aus Studierenden am Beginn des Studiums im Längsschnitt über einen Follow-Up Zeitraum von 12 Monaten untersucht. Studienanfängerinnen und Studienanfänger wurden deshalb rekrutiert, um eine Kohorte über diesen langen Zeitraum nachzuverfolgen, um stressbedingte psychische Belastungen durch das Studium zu untersuchen. Insgesamt N = 588 Studierende wurden zum Studienbeginn dem Interventionsarm (N=273) bzw. Kontroll-gruppenarm (N=315) zugeordnet. Der Interventionsarm bestand aus einem gemischten (Blended-Learning Format) Resilienztraining bestehend aus einem dreiwöchigen Präsenz- und einem 8-wöchtigen web-basierten Training, welches die Inhalte des Präsenztrainings aufgreift und dazu dient, die gelernten Strategien in den Alltag der Teilnehmenden zu übertragen und dadurch bessere Langzeiteffekte zu erzielen. Im Rahmen der Längsschnittstudie wurden insgesamt 6 Messzeitpunkte realisiert, nämlich zu Beginn des Trainings, unmittelbar nach der Intervention, sowie je einen Messzeitpunkt 3 Monate, 6 Monate, 9 Monate sowie schließlich

12 Monate nach Beendigung des Trainings. In einer vorläufigen Auswertung der Ergebnisse zeigen sich signifikante Verbesserungen in der Stressresilienz innerhalb des Experimental-gruppenarms über den gesamten Studienzeitraum nach Teilnahme an der Intervention. Die Experimentalgruppe berichtete im Vergleich zur Kontrollgruppe außerdem konsistent mehr Selbstfürsorge/ Selbstmitgefühl. Eine umfassende Datenauswertung zur Überprüfung der Effektivität des Trainings wird aktuell durchgeführt. Die Ergebnisse unserer Studie sollen in den aktuellen Forschungsstand eingebettet und im Hinblick auf Implikationen für die aktuelle Resilienzforschung und die (weitere) Entwicklung präventiver Methoden zur Resilienz-förderung diskutiert werden.

Mitarbeiter:
Prof. Dr. Michèle Wessa (Leiterin),
M. Sc. Eike Strömer
Dipl.-Psych. Sandra Schönfelder
M. Sc. Eliza Isabel Eckhardt
M. Sc. Anna Katharina Bergmann
Dipl.-Psych. Mila Domke-Wolf